Sprachkonzepte – Interaktion mit einem Computer
Man spricht mit einem Computer und steuert damit das Licht in seiner Wohnung, das Radio, die Rollos und den Fernseher. Eine ganz neue Ära ist angebrochen. Man gibt primär nichts mehr via Tastatur ein, nein, man steuert alles mit seiner eigenen Stimme. Bei vielen sieht der Alltag schon so aus, dass man Apples Siri beauftragt, im Web nach etwas zu suchen, die Pizza über den intelligenten Google-Home Speaker bestellt und den Sprachassistenten im Auto fragt, wie der Verkehr zur Arbeit ist.
Derzeit nutzen 52 Prozent der deutschen Onliner mindestens wöchentlich aktiv Voice Assistants wie Smart Speaker, Smartphones, Tablets, Smart-TVs oder sogar auch Spielekonsolen – und bis Ende des Jahres werden es rund 60 Prozent sein. Das entspricht einem Wachstum zum Vorjahr (2019) von 16 Prozent.
Warum werden sprachgesteuerte Benutzerschnittstellen verwendet? Wenn man bedenkt, wie gut selbst die Jüngsten eine Tastatur bedienen oder sich schnell durch Websites und Apps wischen können, wo liegt dann der Mehrwert einer weiteren Kommunikationsart? Die Sprache hat mehrere entscheidende Vorteile:
Geschwindigkeit
Eine kürzlich durchgeführte Stanford-Studie hat gezeigt, dass Voice-to-Text dreimal schneller ist, als das Tippen auf dem Handy. Selbst wenn man die Zeit berücksichtigt, die für Korrekturen benötigt wird.
Quelle: Pixabay von chayka1270
Freihändig
In manchen Situationen, z. B. beim Autofahren oder Kochen, ist Sprechen viel praktischer und sicherer als Tippen oder Streichen.
Intuition und der Tonfall sind Pluspunkte in der Kommunikation
Intuitivität
Sprechen ist für jeden von uns selbstverständlich, noch bevor wir lesen oder schreiben können. Die Sprachtechnologie ist also keine neue Schnittstelle, sondern die älteste Schnittstelle überhaupt. Selbst Nutzer, die mit dieser neuen Art von Technologie weniger vertraut sind, können auf natürliche Weise antworten.
Einfühlungsvermögen
Der Ton einer Nachricht (Sarkasmus, Wut, Freude, …) ist in einer E‑Mail oder Textnachricht manchmal schwer zu beurteilen. Im Gegensatz zum geschriebenen Wort umfasst die Stimme den Tonfall, die Lautstärke, die Intonation und das Sprechtempo. Damit wird eine Vielzahl von Informationen vermittelt.
Werbung über Sprachkonzepte
Auch Werbetreibende haben den Braten schon längst gerochen. Spracherlebnisse sind ein brandneuer Kanal, um den Verbraucher zu erreichen. Im Artikel zu Voice-Marketing sind wir bereits auf das Thema eingegangen. Nach der Entstehung des World Wide Web in den 1990er Jahren, dem Aufkommen sozialer Medien ab 2007 und der Markteinführung von Smartphones in den letzten Jahren, ist die Entwicklung hin zur Sprach-Technologie nun die vierte große Veränderung im Verbraucherverhalten in den letzten 30 Jahren.
Die Stimme ist auf dem besten Weg, einer der wichtigsten Kontaktpunkte für die Aufmerksamkeit der Verbraucher zu werden. Statt um die Augen konkurrieren Marken und Werbetreibende nun um die Ohren der Verbraucher. Allerdings stecken Sprachassistenten noch in den Kinderschuhen, insbesondere in den Bereichen Werbung, Medien und Unterhaltung.
Sprachsteuerung ist praktikabel und effizient und wird in Zukunft eine große Rolle als Technologie für kommerzielle Zwecke spielen. Kurzfristig kann man davon ausgehen, dass immer mehr Unternehmen Aktionen und Skills zusätzlich zu ihren aktuellen Produkten einführen. Darüber hinaus werden sie neue sprachgesteuerte Produkte und Dienste auf den Markt bringen. Entweder entwickeln sie einen eigenen Sprachassistenten oder – was häufiger der Fall ist – sie nutzen Alexa Skills und Google Actions, um Produkte mit Sprachfunktionen zu versehen oder die Sprache für Werbung und Einkäufe zu nutzen.
Sprachkonzepte für Radiomarken
Viele Radiomarken sind derzeit über Aggregatoren wie TuneIn auf intelligenten Lautsprechern vertreten. Allerdings sollte eine Radiomarke einen eigenen Skill oder eine eigene Aktion entwickeln, um den Namen des Aufrufs, das Branding, die Nutzererfahrung und schließlich die Monetarisierung zu besitzen.
Es ist wichtig, aktiv für die eigene Marke zu werben und die Hörerschaft darüber zu informieren, wie sie eine Radiomarke auf einem Smart Speaker finden können. Somit sollte es zur Gewohnheit werden, Sender nicht nur im klassischen Radio zu hören, sondern diese auch ganz einfach am Smart Speakern zu aktivieren. Andernfalls werden die Hörer eine Alternative finden, da das aktuelle Angebot buchstäblich unbegrenzt ist.
Der Moderator Dave Ramsey hat diesem Thema eine eigene Website gewidmet, und NPR hat ein kurzes, prägnantes Video dafür erstellt. In diesem Video erklärt er, wie man seinen Smart Speaker bittet “NPR” abzuspielen. Ein Fall einer Radiogruppe in den USA, die ihren Alexa-Skill on Air bewarb, zeigte einen 5,4‑fachen Anstieg der eindeutigen Nutzer während einer sechswöchigen On-Air-Kampagne. Ein wichtiger Faktor für die Auffindbarkeit ist die Bewertung des Skills oder der Aktion durch die Nutzer. Daher sollten die Sender die Nutzer ermutigen, ihre Skills zu bewerten.
Bei der Entwicklung eines Skills gibt es auch die Möglichkeit, ein benutzerdefiniertes Intro zu erstellen. Dies wird kurz vor Beginn des Radiostreams abgespielt und zur Cross-Promotion von Sendungen und Podcasts genutzt. Neben der Bereitstellung von Sendestreams und der Aufklärung der Hörer, wie sie darauf zugreifen können, besteht der nächste Schritt darin, die Dinge, für die die Medienmarke am besten bekannt ist, auf leicht zugängliche Weise auf Sprachplattformen zu bringen. Inhalte in ein Spracherlebnis umzuwandeln, kann bedeuten, dass die gesamte Morgensendung auf Abruf zur Verfügung steht – bzw. mundgerechte Teile davon, wie die Nachrichten oder beliebte Beiträge.
Das Radio kann sich ein Beispiel an den Late-Night-Fernsehshows nehmen und die besten Teile der Morgensendung auf Abruf über Smart Speaker zur Verfügung stellen. Weitere Ideen sind exklusive Inhalte, wie ausführliche Interviews, Fähigkeiten im Zusammenhang mit einer beliebten Persönlichkeit, ein Quiz oder ein Spiel. Wichtig ist, dass es sich bei den Smart Speakern um ein persönliches Erlebnis handelt, um dem einzelnen Hörer ein Spracherlebnis auf Abruf zu bieten.