RadioGPT – wie eine KI Radio macht
Was verbirgt sich hinter RadioGPT? Welche Rolle spielt KI in der Produktion von Audio-Inhalten? Wie kann ein Sender ganz oder teilweise über KI gesteuert werden? Diese und mehr Fragen beantworten wir im heutigen Blog zum Thema künstliche Intelligenz im Radio.
RadioGPT – wie eine KI Radio macht
Im Artikel “OpenAI: Der Weg in die Zukunft der Chatbots”, der am 19. Januar 2023 auf unserem Blog veröffentlicht wurde, haben wir bereits einen Einblick in die Nutzungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz – kurz KI – über Chatbots gegeben. Am 23. Februar veröffentlichte das Softwareunternehmen Futuri Media einen komplett über künstliche Intelligenz gesteuerten Radiosender – RadioGPT. Futuri ist laut eigenen Angaben der führende Anbieter von cloudbasierten Softwarelösungen für Medienunternehmen mit Sitz in Cleveland, Ohio. Wir haben uns die Lösung einmal näher angesehen und natürlich auch angehört.
KI-basierter Radiosender – Konkurrenz für die Radiobranche?
„Futuri revolutioniert die Audiobranche mit der Einführung von RadioGPT“ heißt es in der Pressemitteilung des Anbieters.
Mit Revolution ist an dieser Stelle nicht die Einführung eines neuen Radiosenders gemeint, sondern die Entwicklung einer Softwarelösung für Radiounternehmen mit Namen RadioGPT. Diese Software verwendet automatisiert über 250 Tsd. Informationsquellen, darunter auch Facebook, Twitter und Instagram. Sie identifiziert, welche Themen im definierten lokalen Markt im Trend liegen und erstellt über die GPT-3-Technologie von OpenAI ein Skript für den Einsatz OnAir. KI-Sprachtechnologie verwandelt diese entstandenen Skripte in sendbare Audiosequenzen um. Futuri hält hierfür eine Vielzahl von KI-Stimmen bereit, die als Single‑, Duo- oder Trio-Moderation ausgewählt werden können. Die Software kann sogar eigene Radio-Persönlichkeiten trainieren und deren Stimmen automatisiert produzieren.
Wie das klingt, haben wir uns auf dem Demo-Sender RadioGPT angehört. Hier wird das komplette Programm durch die KI gesteuert. Begleitet werden kann dies durch automatisch generierte Posts für soziale Netzwerke, Blogs und andere Inhalte für eigene Websites. Durch das Hinzufügen des Podcasting-Systems POST lassen sich Audio- oder On-Air-Inhalte automatisch in Podcasts konvertieren. Für die passende Musik sorgt die Einbindung der Software in die Musikredaktion eines Senders.
Wo kann die Software eingesetzt werden?
Futuri wirbt damit, über die Software Ressourcen zu sparen. So kann die Software über KI Mitarbeiter ersetzen oder in der täglichen Produktion von Audio-Inhalten unterstützen. Denkbar ist der Einsatz zum Beispiel in der Musikauswahl, bei Nachrichten, Wetter und Verkehr oder in Randzeiten wie zum Beispiel der Nachtschicht. Wie das klingt, können Sie hier hören:
Spannend ist hier die Frage, ob Radiosender tatsächlich Teile oder ihr ganzes Programm in der Zukunft in die Hände dieser oder ähnlicher Softwarelösungen legen können und wollen?
Wer wagt das Experiment?
Futuri-Beta-Partner sind bereits Audio-Unternehmen wie Alpha Media in den USA und Rogers Sports & Media in Kanada. Eine deutsche Version dieser Software ist bislang nicht verfügbar. Erste Radiosender wagen jedoch bereits den Einsatz von ChatGPT im Programm. Die Software schrieb Moderationstexte, Veranstaltungshinweise oder trug Fakten zu verschiedenen Fragen zusammen. Diese KI-erzeugten Texte wurden dann von einer Computerstimme im Radio vorgetragen. Die Bilanz, die nach dem Experiment gezogen wurde: Eine KI kann keine Menschen vollumfänglich ersetzen. Gefühle kann eine KI nicht so transportieren wie echte Moderator:innen. KI soll Menschen unterstützen und dabei helfen, dem aktuellen Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen. Es bleibt spannend, wie KI auch zukünftig im Radiogeschäft zum Einsatz kommen wird.
Der Einsatz von KI in der Radio-Werbung
Ein weiteres Einsatzgebiet von KI ist die Radiowerbung. Auf Hörer:innen zugeschnittene, personalisierte Radiospots zeigen nachweislich eine bessere Erinnerung und höhere Relevanz der Inhalte.
Bislang werden personalisierte Spots ausgespielt, indem einzelne Spot-Elemente für unterschiedliche Zielgruppen vorproduziert und mittels einer Software und Daten-Targeting über einen Adserver in Echtzeit wieder zusammengestellt werden. So hört zum Beispiel eine Hörerin eines Online-Audio-Angebotes in Nürnberg innerhalb einer Audio-Kampagne eines Kunden einen anderen Spot, als ein Hörer des gleichen Senders in München, da die Ansprache innerhalb des Audio-Spots je nach Geschlecht und Standort unterschiedlich gestaltet ist.
Durch den Einsatz einer KI können solche personalisierten Spots nun in Echtzeit erstellt und ausgespielt werden, da der Prozess der Vorproduktion mithilfe von Sprechern wegfällt. Hier ist fraglich, ob die jetzige Qualität von KI-basierten deutschen Stimmen ausreicht, um ein gelungenes Audio-Erlebnis zu schaffen. Die Technologie entwickelt sich schnell weiter und vielleicht könnte der Einsatz von KI eine gute Unterstützung in der Spotkreation bieten.
ZUR PERSON
Mit über 20 Jahren Branchenzugehörigkeit ist Katharina Zeschke eine ausgewiesene und prämierte Audioexpertin. Im Dezember 2021 wurde sie von W&V als eine der 100 Köpfe für 2022 gewählt. Im Juni 2022 erhielt sie den Neo IO Award als Media Innovatorin.
Sie konzentriert sich auf Entwicklungen und Trends in allen neuen Audio-Umfeldern sowie den Aufbau strategischer Partnerschaften im gesamten Audiobereich.
Seit Dezember 2022 gehört sie zu den Top 10 Digital-Audioexperten, die die Fachzeitschrift W&V gewählt hat. Unter der Firmierung Zeschke Audio-Consulting (kurz ZAC) betreibt sie seit Januar 2023 eine Unternehmensberatung für Audiovermarktung.
Quelle: Beitragsbild via Adobe Stock “robotik von vegefox.com” – modifiziert durch STG mit dem Logo von RadioGPT, Sound: https://futurimedia.com/radiogpt/
