Pilotprojekt: Katastrophenschutz mit DAB+
Derzeit läuft ein Pilotprojekt, um DAB+ Radio im Hinblick auf den Katastrophenschutz zu testen. Mit dem Echtzeit-Warnsystem “Emergency Warning Functionality” soll zukünftig auch das Digitalradio dazu genutzt werden, um gezielt gefährdete Regionen zu warnen.
Pilotprojekt: Sicherheitswarnung über DAB+ Radios
UKW-Radios leisten in der Aktivierung und der schnellen Verbreitung von aktuell wichtigen Informationen ein außerordentliche Rolle. Dies konnte man gut beobachten, als es um die ukrainischen Flüchtlinge ging. Es galt, diese schnellstmöglich zu versorgen und auf Gastfamilien und Unterkünfte zu verteilen.
Um auch Digitalradios für zukünftige Katastrophenfälle nutzen zu können, wird diese Funktionalität derzeit in einem Pilotprojekt getestet. Neben den auditiven Informationen sind DAB+ Geräte aufgrund der technischen Möglichkeiten außerdem in der Lage, Displaytexte auszuliefern. Die Firmen TMT, mit dem Fraunhofer IIS als Partner, Bayern Digital Radio und Noxon arbeitet übergreifend derzeit an dem sogenannten EWF-System – ein Echtzeit-Warnsystem.
Was ist das EWF-System
„Emergency-Warning-Functionality“ – kurz EWF – ist eine Zusatzfunktion, um die Bevölkerung im Katastrophenfall zuverlässig über das Digitalradio zu warnen. Die Menschen erhalten dann direkt über das Digitalradio Informationen über Unwetter, Chemieunfall, Terroranschlag oder die Gefahr vor Hochwasser. Entweder unterbricht die Warnmeldung selbstständig das aktuell laufende Programm oder es erfolgt eine entsprechende Aktivierung der DAB+ Geräte aus dem Stand-by-Modus. Des Weiteren werden in den Radio-Displays Warnhinweise in mehreren Sprachen und mit detaillierten Instruktionen ausgeliefert.
Digitalradio ist für diese Art von Informationen das ideale Medium, da es im DAB+ keine Netzüberlastung gibt. Die Infrastruktur ist robust und überschaubar und kann daher die Bevölkerung zuverlässig mit wichtigen Warnhinweisen versorgen. Ob im Auto, Zuhause oder in der Arbeit, DAB+ Geräte sind mittlerweile überall vertreten und auch wenn es keine aktuellen Warnungen gibt, erhält man aktuelle Wetter- und Hintergrundinformationen.
Wichtigster Vorteil von EWF
Alle Menschen noch schneller in Sicherheit zu bringen, ist wohl der wichtigste Grund hinter diesem Zusatzdienst. Denn die letzten Hochwasserkatastrophen oder Amokläufe haben eindeutig gezeigt, dass in solch einem Fall die Mobilnetze nicht greifen und versagen. Völlig überlastet oder schlichtweg außer Betrieb, das kann den Senderstandorten mit UKW und DAB+ nicht passieren. Alle Anlagen sind redundant abgesichert und bieten eine zuverlässige, flächendeckende Versorgung. Ein weiterer Vorteil ist die vielfältige Auslieferung der Notfallinformationen.
Es werden sowohl Audio- als auch Textbausteine von einer integrierten Notfall-Leitstelle direkt in das DAB+ Radionetz eingespeist. Zusätzlich werden über „Dynamic Label“ (Text-Ticker) kurze Anweisungen und Informationen in Textform ausgegeben, um auch seh- und hörgeschädigte Menschen sowie nicht-deutschsprachige Personen zu erreichen. Der Zusatzdienst ist natürlich für alle kostenfrei nutzbar.
Test der Software erfolgt in Bayreuth
Das EWF-System steht seit dem 4. Mai 2022 in der integrierten Leitstelle Bayreuth auf dem Prüfstand. Mitarbeiter der Leitstelle erhielten direkten Zugang zum Warnkanal und sollen darüber Warnhinweise und Durchsagen ausstrahlen. Darüber hinaus wird der Service durch Texthinweise von der Firma TMT ergänzt, die sich um die Software kümmert.
Der Testbetrieb ist auf zwei Jahre angelegt und erfolgt in zwei Regionen. Dazu gehört die mittelfränkische Region westlich von Nürnberg inklusive der Stadt Ansbach sowie Teile Oberbayerns inklusive Rosenheim. Als Modulation stellt die Mediaschool Bayern die nicht-kommerziellen Programme M94,5 (München) und max neo (Nürnberg) zur Verfügung, die testweise von Warnmeldungen unterbrochen werden sollen.
Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, ist der nächste Schritt, die integrierte Leitstelle in Bayern an das System anzuschließen, um so ganz Bayern mit den wichtigen Informationen zu versorgen.
Fazit
Durch das Pilotprojekt zum Katastrophenschutz mit DAB+ werden die Weichen gestellt, um die Menschen im Katastrophenfall per Radio neben UKW nun zukünftig auch per DAB+ flächendeckend erreichen zu können. Mit dem Vorteil der hervorragenden regionalen Versorgung leistet Radio damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.
Unser Tipp:
Nächste Woche wird “Emergency Warning Functionality- Katastrophenschutz im Digitalradio” ebenfalls ein Thema auf den Lokalrundfunktagen sein. Denn am zweiten Tag findet im Funkhaus Nürnberg von 11:45 – 13:00 Uhr ein Vortrag von Referent Olaf Korte zu diesem Thema statt. Er ist Gruppenleiter Broadcast Applications am Frauenhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen.
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