5 Gedanken zum Marketing
Wie entwickelt sich das Marketing, so wie wir es heute kennen, in der nächsten Zeit? Diese Frage stellt sich Ralf Scharnhorst schon seit 2001 und liefert auch für das Jahr 2017 seine Denkanstöße. Wir haben den Auszug im O‑Ton von 5 Gedanken für Sie zusammengefasst.
1. Der PC ist die Zeitung von morgen
Braucht man den PC noch, um die Nachrichten zu lesen? Genauso wenig wie die Zeitung. Und um den Fisch einzuwickeln, ist er sogar noch unhandlicher.
In den meisten Marktsegmenten sinken die Werbebudgets, die auf Computern angezeigt werden. Weil die Menschen zunehmend auf Smartphones und Tablets lesen und auf vielfältigen anderen Geräten streamen. Kampagnen müssen die andere Nutzungssituation, Technologie und Formate berücksichtigen.
Das größte Problem haben die Publisher, die bei der Vermarktung mobiler Websites weniger verdienen als bisher.
2. Earned und Owned Media trocknen aus
Die Unternehmen jubelten, dass Profile auf Facebook gratis angelegt werden können. Die User jubelten nicht über deren “Kauf mich!”-Meldungen im Newsfeed der Freunde. Immer öfter sagt Facebook daher über seine Werbeformen: “Kauf mich, wenn Du gesehen werden willst”. Das geht weiter, bis es auf Facebook teurer ist, einen Kunden zu gewinnen, als draußen im World Wide Web.
“Earned Media” ist damit nicht ganz tot, es muss jedoch sehr hart verdient werden – und zwar mit Informationen, die den User interessieren. Social Media-Profile besitzen wir nicht wirklich, wir sollten sie besser “Rented Media” nennen.
3. Programmatic ist wie gemacht für Marken-Werbung, nur der Wechsel ist schwer
Programmatic wuchs aus dem Retargeting von Online-Shops heraus: man wollte dem User im Banner nicht nur genau das Paar Schuhe anzeigen, das er sich gestern angesehen hatte. Und danach weitere, ähnliche Nutzer erreichen. Die e‑Commerce-Unternehmen konnten ihre Daten und Kampagnen langsam optimieren und den Anteil von Programmatic an ihrem Werbebudget langsam hochfahren.
Für Brand Advertiser sind Daten nicht der wichtigste Grund, auf Programmatic umzusteigen: es ist die zentrale Steuerung der Kontaktdosis und der Motive. Erstmalig können sie Vermarkter-übergreifend festlegen, wie häufig ein Konsument eine Kampagne sehen soll. Und wer welche Motive sehen soll – was sich zum Storytelling nutzen lässt oder für unterschiedliche Inhalte für unterschiedliche Zielgruppen.
Der große Haken: um diesen Vorteil zu nutzen, ist ein Umstieg von null auf hundert mit dem ganzen Budget notwendig. Tests können bei FMCGs für einzelne Marken oder Märkte erfolgen.
4. Von Kampagnen zum Always-on-Marketing
Die alte Klassifizierung von Push- und Pull-Marketing gilt weiterhin: Werbung nervt, wenn sie den Konsumenten von seinem eigentlichen Interesse abhält. Sie ist nützlich, wenn der User genau danach sucht. Die Logik und Effizienz von Search-Kampagnen lässt sich dank Programmatic auf grafische und Video-Werbeformen übertragen.
Aber: sichtbar zu sein im Moment, in dem der Kunde nach einer Marke sucht, bedeutet, dass aus zweiwöchigen Kampagnen mit festem Budget dauerhafte Kampagnen mit flexibler Budgetverteilung werden müssen.
Undenkbar für Fast Moving Consumer Goods? Nein, L’Oréal macht es schon.
5. “Digital First” zu denken lohnt sich ab 10 % digitaler Spendings
Die Verteilung des Mediabudgets sollte sich zunächst an der Mediennutzung der Zielgruppe orientieren. Das spricht bei manchen Produkten weiterhin für TV, Plakat, Radio oder Zeitschriften.
Kampagnen in den klassischen Medien sendet man und hofft, dass sie wirken. Mit Verzögerung und Ungenauigkeit misst man die Wirkung der gesamten Kampagne und nur selten ihrer Teile. Im Vergleich dazu ermöglichen digitale Medien eine schnellere und präzisere Lernkurve.
Daher lohnt es sich, auch bei überwiegend klassischen Kampagnen, ein Test- und Lern-Szenario im Digitalen aufzubauen, aus dem man für alle Medien lernen kann.
Für weitere Gedanken von Ralf Scharnhorst empfehlen wir seinen Artikel zum Thema “Werbung ohne PC und Zielgruppe? 10 Thesen zur Zukunft des Marketing”.
Text: © Ralf Scharnhorst “Werbung ohne PC und Zielgruppe? 10 Thesen zur Zukunft des Marketing”
Bild: © www.pixabay.com von bavarian_web_solutions
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